Bitterer Trost für den WSV

Walddörfer SV – SC Sternschanze II 2:3 (1:0)

Schnell wie ein Schuss: Y. Trost sieht seinem eigenen Rückzieher zu, wie er zum 2:3 im Netz landet.

Bei besten Bedingungen fand am 4. Spieltag im schönen Volksdorfer Allhorn-Stadion ein Spiel zweier derzeit etwas überraschter Mannschaften statt. Der WSV war mit einer unfassbaren Niederlage gegen Eilbeks Zweite in die neue Staffel gestartet, hatte sich dann aber mit Siegen gegen den SV Barmbek und den unter Erfolgsgesichtspunkten geheimnisumwitterten, aber als spielstark bekannten SC Persia immerhin ein wenig rehabilitiert. Bei Sternschanze hingegen hatten Anspruch und Wirklichkeit in manchen Spielen dieser noch jungen Saison in homöopathischen Dosen zueinander gefunden und starke Auftritte zumindest im Pokal waren durch den Sieg gegen DuWo zumindest ein wenig unterstrichen worden.

Beide Teams wollten an den jeweiligen zarten Aufwärtstrend anknüpfen. Auf dem Platz zeigte dies allerdings in der ersten Halbzeit nur das junge Team des Walddörfer SV. Man spielte flott, war prinzipiell schneller und wacher als der Gegner und zeigte schnörkellosen Fußball mit einem Zug zum Tor, der den Gästen zunächst nahezu vollständig abging. Die Hausherren verteilten lange Bälle auf die Flügel oder auch mal zentral über Sternis Vierkette hinweg und brachten die Gäste damit ein ums andere Mal in Verlegenheit. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Marcel Gottschalk aus zentraler Freistoßposition. Seinen aus 20 Metern über die Mauer gezirkelten Freistoß konnte Nils Schuhmacher – es war wohl doch eher ein „Torwartball“ – über die Latte lenken. Deutlich mehr Potenzial versprach ein Angriff nur wenige Minuten später als gleich drei WSV-Spieler durchgebrochen waren. Statt quer auf den einschussbreiten Mitspieler zu passen, entschied sich der Angreifer allerdings für die kleine Lösung: eine Art Rückgabe.

Währenddessen fand Sternschanze in der Vorwärtsbewegung nur in Grundzügen statt, die meist gar nicht bis vor Oliver Kilans Tor ausgespielt wurden. Eine gewisse Uninspiriertheit war zu sehen, ihren Teil zum Misserfolg trug die baumhohe Linie an Spielern bei, die der WSV im Defensivverbund gepflanzt hatte. So also nicht. Anders aber auch nicht. Auch die Standards blieben weitgehend harmlos.

Einer der wenigen – allerdings auch per Foul gestoppten – Angriffe der Gäste brachte dann die nicht unerwartete Führung für den Gastgeber. Silva wurde vor dem Strafraum des WSV gelegt, Schiedsrichter von Postel ließ weiterlaufen, die Gastgeber  schalteten schnell um und während man auf Seiten von Sternschanze noch dabei war, eine Unterbrechung einzufordern, war der Ball per langem Pass längst tief in die eigene Hälfte gespielt. In einer solchen Situation, durch die Viererkette gebrochen – wieder mal zu dritt alleine Richtung Tor unterwegs – spielt man den Ball auch nur noch ins Aus, wenn man eine besonders glitzernde, aber leider komplett wertlose Fairnessmedaille erwerben will.  Die Gastgeber entschieden sich  für das Naheliegende und Lars Richter jagte den Ball aus kurzer Distanz rechts unten ins Tor (33.). So weit so schlecht ging es in die Kabine.

Sehr viel konzentrierter, sehr viel mehr gewillt, am bislang etwas einseitigen Spiel teilzunehmen und sehr viel agiler kam der SCS aus der Pause. Das Spiel änderte sich nun deutlich. Der WSV setzte seine offensive Spielweise fort und kam vorzugsweise über die Flügel, wo Sterni die schnellen Stürmer oft nur mit Mühe in den Griff bekam. Gleichzeitig begannen die Gäste, auch selber nach vorne Akzente zu setzen. Sternschanze pirschte sich langsam an den 16er des Gegners heran und zog auf gewohnte Weise Fouls und schuf auf diese Weise aussichtsreiche Standardsituationen. Aus einem dieser Standards, im Grunde die erste richtige Chance der Gäste, resultierte der Ausgleich. Jolle Skarkas sicher nicht ganz unscharf geschossenen Freistoß aus gut 25 Metern konnte Kilan nicht festhalten. Noch vor dem Nachfassen war Peter Ballon zur Stelle und staubte zum 1:1 ab (59.). Für Sternschanze erkennbar ein Brustlöser, nun mehr zu tun.

Die größeren Chancen hatten allerdings weiterhin die Hausherren. Aus kurzer Distanz wurde der Ball wunderbar verwertet und (im Ergebnis nicht ganz  so wunderbar) an die Latte gesetzt. In anderen Situationen zeigte sich Sternis Abwehr nun wacher als in der ersten Halbzeit und verhinderte – meist erst im 16er – Flanken in den eigenen Strafraum. In der Vorwärtsbewegung konnte man dabei ab der 73. Minute sogar auf einen theoretischen Vorteil bauen. Nach Zusammenstoß blieben im Strafraum des WSV zwei Spieler verletzt liegen, auf SCS-Seite Peter Ballon, die beide ausgewechselt werden mussten. Da die Gastgeber allerdings ihr Wechselkontingent ausgeschöpft hatten, agierten sie in Folge in Unterzahl. Ob dies Ausschlag geben war? In jedem Fall erzielte Skarka knapp zehn Minuten später die Führung für den SCS, indem er sich zunächst durch diverse Abwehrspieler durchtankte und dann mit einem Schuss ins lange Eck abschloss (81.).

Dies war das Signal für zehn ereignisreiche Minuten. Den zahlenmäßigen Unterschied bemerkte wohl niemand. Der WSV machte weiter Druck und erarbeitete sich Standards um den Strafraum herum. Und einer dieser Freistöße saß dann auch. Ein über den zweiten Pfosten hinaus in den 5er geschlagener Ball erreichte  Bastian Nendza, der nicht genug bedrängt, per Kopf zum 2:2 ausglich (85.).

Schön für die Zuschauer, das beide Mannschaften ihre Aktivitäten im Anschluss nicht einstellten. Genau genommen stellten zunächst die Gäste im Gegenzug den alten Abstand wieder her. Der WSV bekam den Ball nicht aus dem Strafraum und der eingewechselte Yannick Trost beförderte ihn – jokermäßig – ohne hinzuschauen per Rückzieher ins Tor (86.).

Ein paar, nicht mehr ganz so zielführende Angriffe überstanden die Gäste noch in den letzten Minuten. Dann war auf der einen Seite angesichts der Leistung und der ausgelassenen Chancen berechtigterweise Frust, auf der Seite der Gäste Überraschung angesagt. Aber vielleicht ist das alles ja auch gar keine Überraschung? Man wird sehen, wie sich Sterni in der kommenden Woche gegen einen nun zum Punkten verdammten SV Barmbek macht, der – noch so eine Überraschung – derzeit ganz unten steht.

Tore: 1:0 Richter (33.), 1:1 Ballon (59.), 1:2 Skarka, 2:2 (81.), Nendza, 2:3 (85.), Trost (86.)

So spielte der SCS: Schuhmacher – Lütje – Matthies (58. Gleich) – Menschner – Mahns – Rebke – Bischoff – Skarka – Ballon (73. Trost) – Guimaraes Silva (82. Kilicarslan) – Muratovic.

Zuschauer: 60

Schiri Hans Peter von Postel (und Team): zeichnete sich durch seine etwas kleinliche Art aus, die sich vor allem in der Ahndung von Reklamationen und Meckerei ausdrückte.  Muss man nicht gut finden, seine – auch aus vorherigen Spielen bekannte – Linie hielt er aber konsequent durch und leitete die insgesamt auch faire Partie ansonsten ganz souverän

3. Spieltag: SC Sternschanze II – TSV DUWO 08 II 4:1 (1:0)

Sternschanze II gegen Duwo 08 II – das war auch in der Rückrunde der letzten Saison schon kein Selbstgänger für den damaligen Aufsteiger und Überraschungsakteur der KL 5. Denkbar knapp (und mit gewisser Hilfestellung) hatte man mit 2:1 gewonnen und sich auf diese Weise in die Aufstiegsrunde verabschiedet. Da die Prognosen zum weiteren Verlauf (Sternschanze-Spieler: „Bis nächstes Jahr“ – DUWO-Spieler: „Ich glaube nicht“) sich als falsch erwiesen hatten, kam es nun also zum erneuten Aufeinandertreffen und diesmal lief alles nach dem Geschmack des vermeintlichen Punktelieferanten aus der Innenstadt, der in der laufenden Saison bislang nur im Pokal richtig Erfreuliches bieten konnte. Nun wurde – auch wenn diese „Momentaufnahme“ (T. Doll) sicher nicht nur blinkt und blitzt – auch in der Liga ein schönes kleines Ausrufezeichen gesetzt.

Nach dem streckenweise uncleveren Agieren in der Vorwoche gegen den HFC entschied man sich in dieser Partie gegen erwartbar spielstarke Gäste (und personell deutlich erholt) für eine eher defensiv ausgerichtete Spielweise. DuWo wurde deren Hälfte zum Eigengebrauch überlassen, während man selbst recht tiefstehend die Räume dicht machen wollte. Die Gäste ließen sich schnell auf die Spielanlage ein. Man agierte seinerseits abwartend und verzichtete darauf, sich mit Kurzpasspiel und ähnlichem in der Abwehr der Gastgeber festzurennen. Stattdessen gab es viele kluge lange Bälle, die die Viererkette des SC nicht nur überwinden sollten, sondern sie – man muss es  eingestehen – auch ein ums andere Mal tatsächlich überwanden. Sehr zum Leidwesen der DuWo-Offensivabteilung hatte Nils Schuhmacher im Gegensatz zum vorherigen Aufeinandertreffen jedoch einen glücklicheren Tag erwischt, was sich insbesondere in zwei Ein zu Eins-Situationen auszahlte.

Alles in allem hielt sich der Druck in der ersten Halbzeit jedoch in Grenzen. DuWo  verströmte zwar eine gewisse Gefährlichkeit.  Eine gewisse Ratlosigkeit schien sich allerdings zunehmend breitzumachen, da sich zwar nicht wenige gute Gelegenheiten ergaben, die Gastgeber aber in einer erfreulichen und kompakten Weise nach hinten arbeiteten und sich sogar noch in der Lage zeigten, Nadelstiche nach vorne zu setzen. DuWo, in der hünenhaft geratenen Innenverteidigung schwer zu überwinden, zeigte sich jedenfalls erstaunlich anfällig, wenn es flach über die Außen ging.

Zum berühmten „psychologisch ungünstigen Zeitpunkt“ fiel nach einem dieser flotten Gegenstöße dann auch die nach Chancen vielleicht etwas überraschende, aber keinesfalls aus der Luft gegriffene Führung für Sternschanze. Elvis Muratovic verwertete eine Flanke aus dem Mittelfeld, sein wunderbares Abspiel von links erreichte Jolle Skarka, der zunächst mit einem Lupfer an DuWo-Torwart Jaschinski scheiterte, den Abpraller dann allerdings mit dem Kopf zum 1:0 im Tor unterbringen konnte (45.)

Die Gäste kamen erkennbar genervt und mit deutlich gesteigerter Angriffslust aus der Kabine und begannen, Sternschanze ins Pressing zu nehmen. Die Gastgeber reagierten darauf allerdings ihrerseits mit zunehmendem Offensivdrang, so dass sich insbesondere in der zweiten Halbzeit ein recht schnell von Strafraum zu Strafraum pendelndes Spiel entwickelte, in dem das Mittelfeld zum lästigen Nebenschauplatz geriet. DuWo drängte auf den Ausgleich, musste nun allerdings auf ähnliche Hochkaräter wie in der ersten Halbzeit verzichten. Zur ersten Großchance kam es stattdessen vor dem Tor der Gäste. Der emsige Silva konnte letztlich nur mit Foul im Strafraum vom Ball getrennt werden. Den fälligen Strafstoß übernahm Kapitän Jens Rebke, der souverän unten links zum 2:0- verwandelte (60.). Die „beruhigende“ Führung hielt allerdings nur bescheidene 60 Sekunden. Quasi im Gegenzug fiel aus einer Ecke heraus der Anschlusstreffer. Nico Matthies, erneut stark auf der nicht gerade innig geliebten Position in der Viererkette, konnte den Ball gerade nur so mit dem Hinterkopf aus der größten Gefahrenzone bringen. Er landete allerdings bei Marc Wolgast, der ihn ungedeckt und unbedrängt aus 16 Metern flach in die Ecke beförderte (61.).

DuWo drängte nun, blieb gefährlich bei Standards und hätte mit etwas Glück per Bogenlampe auch noch den Ausgleich erzielen können; der Ball landete jedoch am Pfosten. Auf der anderen Seite sorgte Max Menschner dann wohl für die Vorentscheidung in dieser munteren und spielerisch gutklassigen Partie.  DuWo konnte eine Ecke nicht entscheidend klären, Menschner besorgte von der Strafraumgrenze mit Flachschuss ins lange Eck das 3.1 (69.).

Die Gäste wirkten nun deutlich konsterniert. Angriffe fanden zwar weiterhin statt, entwickelten aber abnehmende Durchschlagskraft. Gleichzeitig musste DuWo hinten aufmachen, was entsprechende Lücken für die Konter eines heute sowohl spielerisch als auch kämpferisch überzeugenden Sternschanze-Teams ließ. Ein Indikator für das schwer zu kontrollierende Offensivspiel vielleicht die Tatsache, dass DuWo mit dem Schlusspfiff einen weiteren Foulelfmeter verursachte, weil man diesmal Skarka nicht in den Griff bekam. Wieder war es Rebke, der fast genauso souverän, diesmal flach rechts zum Endstand verwandelte (90. + 2).

Der Sieg sollte in seiner Höhe nicht überbewertet werden. DuWo präsentierte sich stark, viel entscheidender ist aber, dass Sternschanze zeigte, dass diese Mannschaft schwierig zu spielen ist, wenn sie gemeinsam ihre sieben Sinne beisammen hat. Und das hatte sie heute zum Beispiel.

So spielte der SCS: Schuhmacher – Gleich – Lütje – Menschner – Matthies – Rebke – Guimaraes Silva (72. Ballon) – Parfenov (45. Trost) – Mahns (87. Böhme) – Muratovic – Skarka.

Tore: 1:0 Skarka (45.), 2:0 Rebke (60., Foulelfmeter), 2:1 Wolgast (61.), 3:1 Menschner (69.), 4:1 Rebke (90+2, Foulelfmeter).

Karten für den SCS: Guimaraes Silva (gelb 16.),  Parfenov (gelb 34.), Rebke (gelb 55.), Gleich (gelb 65., gelb/rot 89.).

Zuschauer: 50

Ärgern als Hobby

Hamburger FC – SC Sternschanze II 2:0 (0:0)

Gerahmt von zwei stimmungsvollen und torreichen Pokalspielen setzte Sterni II die Auswärtspremiere in der Liga auf unnötige Weise in den Sand. Dabei erinnerte man sich auf Sternschanzes Seite an einen treuen Begleiter aus der letzten Saison namens Abschlussschwäche. Begleitet wurde der Misserfolg allerdings auch von einem sicher nicht übermächtigen, aber doch starken und siegesgewillten Gegner, gegen den es diesmal – so viel vorweg – deutlich gesitteter zuging als zuletzt.

Nicht ganz exakt wäre die Aussage, dass ein personell arg gebeuteltes Sternschanze-Team gleich mit dem Anpfiff unter Druck geriet. Tatsächlich waren es die Gäste, die nach etwa 30 Sekunden zu einer fast hundertprozentigen Chance kamen. HFC-Keeper Öztürk entglitt der Ball, Sergio Ramos nahm sich des Spielgeräts an, sein Schuss aus drei Metern konnte jedoch gerade noch so von einem HFC-Bein abgeblockt werden. Danach waren erst einmal die Gastgeber an der Reihe, die sich gefällig vor das gegnerische Tor kombinierten, Gefährlichkeit bei ihren Standards zeigten und für Beschäftigung bei Sternis Abwehr sorgten,. Zweimal Schuhmacher, je einmal Menschner  und Böhme mit schöner Grätsche verhinderten jedoch eine frühe Führung.

Das Spiel nach vorne hakte bei den Gästen unterdessen erkennbar. Fehlende Abstimmung, kombiniert mit leichter Untertourigkeit ließen es kaum zu, dass der HFC seinerseits über längere Strecken unter Druck gesetzt werden konnte. Eine nennenswerte eigene größere Chance sprang noch heraus, ansonsten trennten sich beide Teams zur Halbzeit mehr oder weniger leistungsgerecht mit einem 0:0.

Erkennbar noch eine Schippe drauf legten die Gastgeber mit Beginn der zweiten Halbzeit, größere Chancen blieben jedoch zunächst aus. Sternschanze zeigte zu Beginn eher noch etwas größere Abstimmungsprobleme im Abwehrverhalten. Vielleicht die logische Folge davon der Treffer zur Führung für den HFC. Wright war, auf der rechten Seite von einem langen Ball bedient, durchgebrochen und spitzelte den Ball unbedrängt an Schuhmacher vorbei (65.). Eine interessante Wendung hätte das Spiel in der Folge nehmen können, als der Schiedsrichter nur einige Minuten später völlig zurecht auf Foul-Elfmeter für nun stärker Offensivkraft entwickelnde Gäste entschied. Sergio Ramos erwies sich allerdings als Pechvogel. Seinen Schuss parierte Öztürk und hielt seine Mannschaft damit auf Kurs.

Schlechter erging es auf der anderen Seite seinem Kollege. Einen Eckball konnte Schuhmacher noch vom Kopf eines Gegenspielers wegbefördern, im folgenden Getümmel (inkl. Ball), das sich im Anschluss im 16er abspielte, wurde allerdings ein HFC-Spieler gelegt. Folge: wieder zurecht Elfmeter, den Dos Santos Teixeira De Sousa zum 2:0 verwandelte (76.).

Auch jetzt war es noch nicht ganz vorbei. Sternschanzes Druck verpuffte allerdings: Muratovic blieb genauso erfolglos wie Skarka, dessen Schuss nur haarscharf am Pfosten vorbeistrich. Man soll es sagen, wie es ist: die Punkte sind völlig gerechtfertigt an der Hagenbeckstraße geblieben, während sich die mangelnde Chancenverwertung für Sternschanze wieder einmal als großes Ärgernis erwiesen hat. Wie es wirklich und besser geht, hat die Mannschaft in den Pokalspielen ja bewiesen – also besteht allerlei Grund zur Hoffnung.

 

Wer braucht die Verlängerung?

SC Victoria III – SCS II 4:5 (1:3)

Ein schönes Pokalspektakel boten am Dienstag „Vicky“ und „Sterni“ in der dritten Runde des Holsten-Pokals.  Die Blau-Gelben hatten in den vorangegangenen Runden mit Teutonia 05 II und HTB II auf torreiche Weise zwei Kreisligisten eliminiert, Sternschanze hatte die Zweitvertretungen des Buxtehuder SV und von HNT hinter sich gelassen.

Der Klassenunterschied lud vor der Partie zumindest vorsichtig dazu ein, die Rolle des Favoriten an die Gäste zu vergeben. Im Spiel selbst zeigte Sternschanze dann allerdings auch, dass man dieser Rolle von Beginn an gerecht werden wollte. Sterni überzeugte in der ersten Phase der Partie vor allem durch schnelles, schnörkelloses Spiel nach vorne, wobei sich Jens Rebkes Versetzung von der Innenverteidigung ins Mittelfeld, wo er mit Jolle Skarka ein starkes Zentrum schuf, wohl als guter Griff erwies. Vicky war in den ersten 20 Minuten in erster Linie damit beschäftigt, den Ball vom Tor fern- und im Mittelfeld zu halten, was auch weitgehend gelang. Die spielerische Überlegenheit (vor allem die Lufthoheit) brachte den Blau-Roten allerdings recht wenig ein. Schlimmer noch – und man hätte fast die Uhr danach stellen können – fiel wie aus dem Nichts die Führung für die Gastgeber. Einer der bis dahin wenigen Angriffe – über rechts ausgetragen – ließ Sternis Abwehrzentrum schlecht aussehen. Die Flanke landete perfekt auf dem völlig vergessenen Vicky-Stürmer Haesler, dessen sehenswerte Direktabnahme aus ca. 16 Metern unhaltbar im langen Winkel einschlug.  Sternschanze agierte im Anschluss leicht verunsichert und etwas fahrig und ließ den Gastgebern nun mehr Raum. Gleich der zweite Angriff von halbrechts hätte hier gut und gerne das 2:0 durch Ashitey bedeuten können, aber Schuhmacher konnte den Schuss aus kurzer Distanz noch an den Pfosten lenken.

Trotzdem waren es die Gastgeber, die das zweite Tor erzielten – nur eben auf der falschen Seite. Einen der stets gefährlichen, auf die 5er-Linie geschlagenen Standards konnte man zunächst nicht entschärfen und köpfte ihn dann im letzten Versuch zur Überraschung von Vicky Torwart ins eigene Gehäuse. Und das Glück der Tüchtigen blieb der Zickelbein/Sandhop-Elf erhalten. Ob es nun ein Kunstschuss (also von Absicht geleitet) oder ein Sonntagsschuss (also von Hoffnung umweht) war: Rebkes Bogenlampe streichelte – um es mal poetisch auszudrücken – den düsteren Himmel  und senkte sich zur Verblüffung nicht weniger aus steilstem Winkel unter der Latte ins Tor zur Führung für den SC. Es kam sogar noch schlimmer für Vicky. Noch vor der Halbzeit besorgte Skarka als „vom Ball Untrennbarer“ aus kurzer Distanz die 3:1-Führung, mit der es schließlich auch in die Pause ging.

Nach der Pause griff zunächst einmal eine für Sternschanze nicht ganz untypische Gemütlichkeit um sich, durch die sich die Mannschaft schon häufiger um die Früchte ihrer Arbeit gebracht hat. Man kann nicht unbedingt sagen, dass der Druck der Gastgeber zunahm. Eher ließ Sternschanze zu, dass ein ums andere Mal deren abschlussstarke Stürmer bedient und in Szene gesetzt wurden. In der Entstehung fast eine Kopie des 1:0 war das Anschlusstor der Blau-Gelben: Flanke (diesmal von links), schöner Schuss von Ashitey aus dem Zentrum, Tor.

Ab diesem Zeitpunkt war es endgültig vorbei mit der bis dahin vorhandenen Spielkontrolle. Stattdessen konzentrierten sich beide Teams fast ausschließlich auf ihre Offensivkräfte und verpassten ihren Abwehrketten entsprechend großkalibrige Löcher. Mehr einem slapstickartigen Missgeschick verdankte Vicky zunächst den Ausgleich. Rebke versprang der Ball bei der Abwehr im 16er, Vicky war hellwach und staubte ab (Ashitey).

Nur wenige Minuten später war Sternschanze wieder an der Reihe in diesem wahnwitzigen Wettschießen. Diesmal in Form von Peter Ballon, der den Ball nach feiner Kombination im letzten Viertel zur erneuten Führung zum 3:4 einschob. Die Gäste blieben in der Folge am Drücker, scheiterten verschiedentlich im Abschluss, aber setzten alles daran, das Spiel endlich in sichere Bahnen zu lenken. Dabei war es Jolle Skarka, der – vielgeübte Lieblingsdisziplin – einen nicht ganz platzierten, aber strammen Freistoß aus geschätzten 25 Metern zum 3:5 versenkte. Aber – wie man in Abwandlung einer bekannten Fußballweisheit sagen kann – wer vorne die Tore macht, kann trotzdem hinten welche rein­bekommen. Sternschanze präsentierte sich in der zweiten Halbzeit weiterhin viel zu anfällig, ließ Vicky zu viel Platz und lud auf diese Weise zu simpel und erfolgreich vorgetragenen Angriffen ein. Ein langer Ball, ein Doppelpass, einige Schritte Van der Zwaags später: und es stand einige Minuten vor Schluss nur noch 4:5.

Die letzten Minuten agierte Sterni nun immerhin einigermaßen sicher und um Spielkontrolle bemüht. Die allerletzte Aktion in der 94. Minute gehörte allerdings den bis zuletzt ackernden Gastgebern. Wieder war man an der Innenverteidigung der Gäste vorbeigekommen und in Person des notorischen Ashitey allein vor Schuhmacher aufgetaucht. Der letzte Schuss des Tages sollte dann die Torstatistik allerdings nicht mehr schmücken, um es mal so zu sagen. Oder auch zusammenfassend: was für ein schlimmer, herrlicher Wahnsinn.

So spielte der SCS: Schuhmacher – Gleich – Lütje – Menschner (Matthies) – Trost – Parvenov (P. Kroll) – Rebke (C) – Skarka – Ballon – Guimaraes Silva (Böhme) ­– Muratovic.

Tore: 1:0 Haesler, 1:1 Eigentor, 1:2 Rebke, 1:3 Skarka, 2:3 Ashitey, 3:3 Ashitey 3:4 Skarka, 3:5 Ballon, 4:5 Van der Zwaag.

Zuschauer: 40

Special Branch mit Binde

HNT II – SCS II 0:4 (0:2)

Am Ende stellte sich die Sache auf dem Papier deutlicher dar, als sie auf dem Rasen streckenweise ausgesehen hatte. Der nominelle Favorit aus der Kreisliga hatte sich gegen den Neuling aus der Kreisklasse (in dessen drittem Pflichtspiel) zwar mit 4:0 durchgesetzt und ist in die dritte Runde des früher einmal schön staubig „2. Liga-Pokal“ genannten Wettbewerbs eingezogen. Zwischendrin hatte man allerdings durchaus Hängerqualitäten bewiesen, die nicht zuletzt aufgrund der Abschlussschwäche der Gastgeber folgenlos blieben.

HNT ging im Gegensatz zu den eher abwartend eingestellten Gästen recht forsch in die Partie und deutete an, dass die Kreisklasse für diese neu formierte Mannschaft – wenn alles gut läuft – auch nur zu einer kurzen Zwischenstation werden könnte. Recht kämpferisch und robust und dabei auch noch mit spielerischen Qualitäten ausgestattet, versuchte man den Innenstädtern in der Anfangsphase den Schneid abzukaufen und attackierte früh. Es zeigte sich allerdings auch recht schnell, dass in der Vorwärtsbewegung vor allem lange Bälle zum Einsatz kamen, auf die sich Sternschanzes neu formierte Verteidigung aus Lukas Lütje und den Neuzugängen Janos Böhme (TSV Bienenbüttel), Max Menschner (Teutonia 05) und Yannick Trost (aus eigenem Stall) zunehmend gut einzustellen wusste, nachdem erst einmal zwei, drei brenzlige Situationen überstanden waren. Eher kurios fiel Schuhmachers Versuch einer Kopfballabwehr in gewisser Nähe zur Mittellinie aus, aber auch er blieb folgenlos gegen vor dem Tor dann doch harmlose Gastgeber.

Eher anfällig und oft einen Schritt zu langsam zeigten sie sich auf der anderen Seite in der Rückwärtsbewegung. Die Gäste bekamen ihr Spiel nach vorne mit zunehmender Dauer besser in den Griff. Hohe Flanken in den Strafraum fanden zwar stets die richtigen Abnehmer, im Abschluss blieb man aber zu ungenau, so dass sich für die erste Phase im Grunde keine so genannte Großchance festhalten lässt. Dafür brauchte es erst ein Foul im Strafraum der Gäste in der 20. Minute. Jens Rebke, im letzten Pflichtspiel bereits als erfolgreicher Elfmeterschütze aufgefallen, verwandelte sicher zum 1:0 für die Gäste. Mit der Führung im Rücken kam etwas mehr Ruhe in das Spiel der in grelle Leibchen gekleideten Blau-Roten. Die Kombinationen wurden flüssiger, HNT wusste sich vielfach nur mit Fouls zu helfen (Bilanz der ersten Halbzeit: vier Verwarnungen) und setzte in dieser Phase nach vorne immer weniger Akzente. Ein solches Foul in Strafraumnähe war dann auch die Vorarbeit zum 2:0. Jolle Skarka zirkelte den Ball aus halblinker Position sehenswert und unhaltbar ins lange Eck (42.).

Die Einschätzung (oder Hoffnung), dass den Gastgebern pünktlich zur zweiten Halbzeit die Energie ausgehen werde, sollte sich als trügerisch erweisen. HNT kam mit der berühmten zweiten Luft aus der Kabine, die man offenbar direkt den Gästen abgezapft hatte. Zumindest agierte Sternschanze nun häufig fahrig, wirkte mitunter in der gesamten Abwehrarbeit und im Spielaufbau hektisch und ließ sich streckenweise stark unter Druck setzen. Gleich verteilt war nur die Fahrlässigkeit, mit der beide Seiten mit ihren Chancen umgingen. Silva hatte zu Beginn der zweiten Halbzeit von links kommend die Chance, den Sack frühzeitig zuzumachen, entschied sich aber für die kollegiale Variante (Querpass zu einem virtuellen Mitspieler), ähnlich Rebke, dessen Schuss nur knapp über das Gehäuse ging. Die vergebenen Chancen der Gastgeber waren allerdings von anderem Kaliber. Mehr als nur einmal entschied man sich für den einen Pass zuviel, so dass aus drei sehr guten Gelegenheiten letztlich Null Tore heraussprangen.

Es dauerte bis zur Schlussphase, bis Sternschanze das Spiel wieder besser in den Griff bekam – der eigenen Konzentration und sicher auch den nun abnehmenden Kräften der Gegner sei Dank. In der 82. Minute erlöste Peter Ballon nach Zuspiel von Kilicarslan Sternschanze mit dem 3:0 und raubte den Gastgebern die letzte Hoffnung, dem Spiel mit einem Tor noch eine Wendung zu verpassen. Im Grund nur für die Akten (bzw. für die Überschrift) war denn auch die letzte Aktion des Spiels. Nach Foul an Yannick Trost war es wieder Kapitän Rebke, der mit seinem Elfmeter den Endstand in einer munteren, intensiv, aber fair geführten und gut geleiteten Partie herstellte.  Damit tanzt Sternschanze II weiter auf zwei Hochzeiten, während sich HNT II auf die Meisterschaft in einer stark dezimierten KK 10 konzentrieren kann (drei Rückzüge noch vor dem ersten Spieltag).

So spielte der SCS: Schuhmacher – Böhme – Lütje – Menschner – Trost – Rebke (C) – Skarka – Matthies (Ballon) – Guimaraes Silva (Kilicarslan) – Jäkel (Mahns) –  Muratovic.

Tore: 1:0 Rebke (20., Foulelfmeter), 2:0 Skarka (42.), 3:0 Ballon (82.), 4:0 Rebke, 90.+2, Foulelfmeter).

Zuschauer: 40
Schiedsrichter: Maximilan Ermisch hatte die Partie im Griff und lag mit seinen Entscheidungen alles in allem wohl stets richtig (1,0)