Sterni verliert zweites Saisonspiel

HSV IV – SC STERNSCHANZE II 3:0 (0:0)

Lange Gesichter, lang wie ’ne Banane
Sterni verliert gegen sich und den HSV

Eine Kette von Unerfreulichkeiten verband an diesem 2. Spieltag der Saison das Schan­zen­viertel mit den Paul-Hauenschild-Plätzen in Ochsenzoll. Erste lange Ge­sichter gab es unter den mitgereisten Anhängern und Betreuern des SCS schon beim An­blick der sich vor einem aufbauenden kulinarischen Einöde: keine Wurst, kein Kaffee, kein belegtes Brötchen weit und breit. Der HSV machte die Rollläden runter und die Schotten dicht und bot stattdessen: vollautomatisierte Rasen­mäher, die einsam und hypermodern auf dem Nebenplatz ihre Runden drehten.

Dann die nächsten langen Gesichter: Zickelbein/Sandhop mussten mit Kutun, Mahns, Skarka und Matthies gleich auf vier Akteure verzichten, die im sehens­werten Auf­taktspiel gegen den Hamburger FC zum Einsatz gekommen wa­ren. Da­für rückten aus einem im Vergleich zur Vorjahressaison optimierten Kader aber neue frische Ge­sichter in die Anfangsformation.

Und diese Anfangsformation bot zunächst keinen Anlass für Kritik. Sterni ging schwung­voll in die Partie und präsentierte aus einer erneut sicher-souveränen Ab­wehr (mit den star­ken Jens Rebke, Emmanuil Kyrlidis, Lukas Lütje und dem neu hinzuge­kommenen Adrian Lehmann) heraus flotten Offen­sivfußball. Die Gäste setzten den HSV früh unter Druck und provozierten zahlreiche Ball­verluste. Der HSV zeigte sich dabei in der Defensive nicht gerade als Bollwerk und hätte sich nicht beklagen müssen, hätte es bereits nach fünf, nach 15. oder nach 20. Mi­nuten im eigenen Kasten geklingelt. Sterni aber offenbarte Abschluss­schwä­chen der bekannten (und überwunden geglaubten) Art. Micha Kroll und Johannes Jäkel vergaben aus aus­sichts­reicher Position. Peter Ballon entschied sich, alleine vor dem Torwart der Gastgeber, für den dreisten Lupfer, der dann allerdings miss­glückte und in dessen Armen landete. Seinen Teil trug schließlich auch der ohne Assistenten angereiste Schiedsrichter Jonas Dippe bei, der in einer Tor­si­tua­tion wohl zu Unrecht auf Abseits entschied, eine weitere Situation auf etwas kuriose Weise mit dem Pausenpfiff ab­­würgte.

Die Gastgeber machten derweil nur durch Konter auf sich aufmerksam. Die fielen dann zwar durchaus sehenswert aus, wurden aber letztlich auch nicht gefährlich, weil einmal Lüt­je, einmal Kyrlidis dazwischengrätschten oder weil der Ball zwei­mal schlicht am Pfosten vorbeistriff. Ärgerlich war aus Sicht der Gäste also einzig und allein die schlechte Chan­cenverwertung, die beide Teams mit einem 0:0 in die Halbzeit entließ.

Und dann war wieder Zeit für – zunehmend richtig – lange Gesichter auf Seiten der Gäste. Sterni schenkte das Spiel her, wie man vielleicht zusammenfassend sagen kann. Von Spielkon­trolle war mit Beginn der zweiten Halbzeit zunehmend wenig zu sehen. Auf der einen Seite gingen Elan und Präzision etwas verloren, auf der anderen Seite erstarkten auch dadurch die bis dahin beschäftigten Gast­geber.

Vielleicht hätte ein (wohl fälliger) Elfmeter in der 56. Minute zur Führung und damit zu etwas mehr Besonnenheit und „Geduld“ (siehe letzten Bericht) beige­tra­gen. Aber Georg Kayser entschied sich gegen das Nahe liegende (hinfallen) und für das Falsche (fortgesetztes, lautstarkes Reklamieren). Schiri Dippe fiel  zuerst die gelbe Karte und dann noch mal die gelbe Karte zusammen mit der roten Karte aus der Hose direkt in die Hand. Und man kann sagen, was man will zur Gesamtleistung des Unparteiischen. Diese beiden Karten waren be­rech­tigt.

Sternschanze nun also nur noch zu zehnt, was sich gegen die stets auf Konter lauernden HSVer  schnell nachteilig auswirkte. Die hatten nämlich nun Raum und nutzten ihn gekonnt, während Sterni mehr und mehr die Linie verlor.

Zu allem Überfluss setzte sich die mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Jäkel in Gang gesetzte Wechselstafette auf der rechten Seite fort. Gökhan Kilicarslan musste nach 24. Minuten wieder raus, für ihn kam Peter Kroll, der dann einem taktischen Wechsel nach 8 Minuten zum Opfer fiel, der mit Benjamin Zickelbein einen weiteren Offensivspieler aufs Feld brachte. Zu diesem Zeitpunkt führte der HSV bereits 2:0. Ein langer Pass erreichte HSV’s 9er, der im Laufduell die besseren Karten erwischte und den Ball volley aus sieben, acht Metern zum 1:0 versenkte (73.). Vier Minuten später war es erneut eine Koproduktion zwischen HSV’s 10er und 9er, der das 2:0 einleitete. Den ersten Schuss aus kurzer Distanz konnte Schuhmacher noch ans Gebälk lenken, für den Nachschuss fühlte sich im Getümmel des Strafraums niemand zuständig, so dass der 18er der Gastgeber aus ebenso kurzer Distanz die Führung erhöhen konnte (77.).

Sternschanze löste nun die gesamte Abwehr auf, um auf welche Weise auch immer wenigstens einen von zwischenzeitlich drei für möglich gehaltenen Punkten mitzunehmen. Eine ganze Reihe von (Fast)Chancen sprangen in diesem letzten zehn Minuten heraus, aber zwingend wurde – auch Dank mangelnder Prä­zi­sion nichts mehr. Den Schlusspunkt setzte dann auch der HSV, der quasi mit dem Schlusspfiff das – gemessen am Spielverlauf – deutlich irreführende End­ergebnis von 3:0 markierte (90.). Aber so ist das: zuerst glücklich, dann cle­ver die eine Seite. Zuerst unclever und dann unglücklich die andere Seite. Ohne die gute Leistung der Gastgeber in der zweiten Halbzeit zu schmälern, kann man da nur Sachen sagen wie: selber Schuld und: nächstes Mal besser machen. Gut wärs.

So spielte der SCS: Schuhmacher – Rebke (C) – Lütje – Lehmann – Jäkel (45. Kilicarslan, 69. P. Kroll, 77. Zickelbein) – Kayser – Castrovinci Grillo – M. Kroll – Muratovic – Ballon. Ergänzung: Blömer – Horn – Schubert.

Karten für den HSV: Gelb: Nr. 13 (21., Hand), Nr. 7 (82., Foul), Nr. 3 (87., taktisches Foul).

Karten für den SCS: Gelb: Castrovinci Grillo (35., Foul), Kayser (56., Meckern); gelb-rot: Kayser (56., fortgesetztes Meckern).

Tore: 0:1 (73., Nr. 9), 0:2 (77., Nr. 18), 0:3 (90., Nr. 9)

Zuschauer: 30

Statistik: Dennis Koehnke, Bericht: Nils Schuhmacher

 

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