Derby-Debakel im Schanzenpark

SC STERNSCHANZE II – VfL HAMMONIA 0:5 (0:2)

Heißer Scheiß
Sternis Zweite verliert das Schanzen-Derby klar und verdient

An den Temperaturen wird es wohl nicht gelegen haben. Beide Mannschaften schwitzten am Sonntag nämlich unter derselben Sonne.  Auch von einem Infor­ma­tions­defizit kann nicht die Rede sein. Sternschanzes Spieler waren vor der Partei von ihren Trainern prä­zise darüber informiert worden, dass es sich um ein so genanntes Derby – von Fuss­ball­hamburg reißerisch als Kampf um die „Vormachts­stellung“ im Schanzenpark  hochgejubelt – handelt. Gleiche Be­dingungen und Mo­tivation konnten also vo­raus­gesetzt werden. Was Sterni im Kollektiv dann allerdings an­bot, war ein Versagen auf ganzer Linie. Man wurde nach – ge­messen an den eigenen Ansprüchen – mieser Leistung vom Platz­nachbarn mit 0:5 vom Platz gestellt. Genau genommen hätte man sich auch über ein 0:7 oder 0:8 nicht beklagen müssen.

Erklärungsansätze? In der wohlwollenden Version war es bei den äußeren Be­dingungen schlicht nicht möglich, einen frühen Rückstand aufzuholen, den man sich durch Unachtsamkeit eingehandelt hatte. Hammonia konnte es sich schnell be­quem machen, während Sternschanze kein Mittel fand, Druck auf die „Gäste“ auszuüben und am Ende mehrfach ausgekontert wurde. In der etwas weniger wohlwollenden Version war die misslungene Auf­holjagd allerdings auch garniert mit unnötigen Fehlpässen, einem Mangel an Präzision und Ideen und einem Auftritt, der von der in anderen Partien der jüngsten Zeit gezeigten spielerischen Stärke dieser Mannschaft nicht viel er­kennen ließ.

Die durchweg sehr harte und fußballerisch auch nicht gerade hochwertige Partie war unter diesen Voraussetzungen eigentlich schon früh entschieden. Ein völlig unnötiger Querpass vor dem 16-Meterraum leitete bereits in der 2. Minute die erste Chance des Spiels ein, die sich Hammonia nicht entgehen ließ. Von der Mitte ging der Ball auf die rechte Seite raus zu Harun Cagin, der schloss seinen unbedrängten Sololauf aus kurzer Distanz mit dem 1:0 ab (2.). Sternschanze wirkte konsterniert und kam nicht in den Tritt. Abwehr und Mittefeld agierten merkwürdig unverbunden miteinander, während Hassan Biyikli im Tor des VfL eine ruhige Zeit verlebte. Große Probleme hatte man auch mit der Spielweise der Gäste, die fortlaufend mit langen Bällen auf ihre starken Stürmer operierten, da­neben durch körperliche Präsenz glänzten, die Sternschanze zunächst zu irri­tieren schien. In dieser Hinsicht passte man sich rasch an, spielerisch wurde wei­ter Magerkost geboten.

Besser wurde die Lage nicht dadurch, dass Hammonia die Führung auch noch ausbaute. Nach Foulspiel von Lars Neuroth im Strafraum gab es Elfmeter, den Hammonias Nr. 8 zum 2:0 verwandelte (19.).

Die Gastgeber konnten währenddessen in den ersten 45 Minuten gerade mal zwei nennenswerte Chancen verbuchen. Elvis Muratovics Lauf auf Biyikli endete damit, dass Hammonias Keeper den Ball dingfest machen konnte. Julius Skarka scheiterte mit einem Kopfball, der dann doch klar über das Tor ging.

Das Geschehen änderte sich in der zweiten Halbzeit etwas. Sternschanze zeigte Willen zur Wiedergutmachung und erhöhte nun spürbar den Druck auf den VfL, ohne dabei aber zu großen Chancen zu kommen. Man blieb in der Regel in dessen Abwehr hängen, die guten Ansätze wurden durch we­niger gute Abschlüsse neutralisiert, Spielkultur kam nicht recht auf, von Derbystimmung ganz zu schweigen. Dazu trug auch nicht der Doppel­platzverweis von Jens Rebke (seltsames Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels) und Hammonias Nr. 5 (fol­gerichtiges Rot wegen Tätlichkeit) bei. Fast im Gegenteil. Sternis Bemühungen um den Anschlusstreffer setzten sich fort, gleichzeitig wurde die Defensivarbeit naheliegenderweise vernachlässigt. Gegen ein hochaufgerücktes Schanze-Team hatte Hammonia leichtes Spiel. Ein eigener Fehlpass in des Geg­ners Hälfte leitete das nächste Tor ein. Hammonias 11er unternahm einen Sololauf über die gesamte Hälfte der Gastgeber, konnte von Neuroth nicht mehr gestoppt werden und  setzte den Ball nicht links und nicht rechts, sondern – besondere Demütigung – „durch die Hosenträger“ von Schuhmacher zum 0:3 ins Tor (58.).

Nun war Sternschanze, zwischenzeitlich aufgewacht, wohl endgültig demoralisiert. Das 0:4 stellte im Grunde eine Kopie des vorangegangen Tores inklusive desselben Tor­schützen (82.) dar. Zwischenzeitlich verhinderten Lünswilken und Neuroth knapp vor bzw. auf der Linie weitere Tore für den VfL, die sich nach ähn­­lichen Kontern er­ge­ben hätten.  Chancen für den SCS sollen nicht ver­schwie­gen werden, von vergleichbarem Kaliber waren sie allerdings nicht. Hier rauschte ein Schuss von Nico Matthies doch deutlich am Tor vorbei, dort war es ein wun­der­­barer Kunstschuss mit der Hacke von Enrico Grillo, der knapp vorbeiging. Die Be­mühungen waren in der zweiten Halbzeit vorhanden, Glück und Vermögen haben sich an diesem Tag aber andere Teams gesucht.

Unter ihnen etwa den VfL Hammonia, der in der 86. Minute dann noch zum 0:5 kam. Den ersten Schuss im Getümmel vor dem Tor konnte Schuhmacher noch abwehren, für die Abwehr des Nachschusses fand sich jedoch kein Zuständiger, so dass Hammonias 19er aus kurzer Distanz nur einschieben musste. Aufregung angesichts dieses Debakels konnte auch ein weiterer Foulelfmeter nicht mehr er­zeu­gen, den der VfL in der 90. Minute zugesprochen bekam. Immerhin: dieser Ball ging dann aber vorbei.

Sternschanze wird sich – siehe die eigenen Ansprüche – in der nächsten Woche erheblich anders präsentieren müssen, wenn es zum Auswärtsspiel nach Alstertal-Langenhorn geht. Bis dahin ist eine Woche Zeit, diesen ganz heißen Scheiß zu verdauen.

So spielte der SCS: Schuhmacher – Rebke – Neuroth ­– Lehmann (46. Kayser) – Kyrlidis – Kutun (C) (66. Jäkel) – Castrovinci Grillo (68. Lünswilken) – Skarka – Guimaraes Silva – Muratovic – Matthies. Ergänzung: P. Kroll

Tore: 0:1 (2. Cagin), 0:2 (19., Nr. 8, Foulelfmeter), 0:3 (58., Nr. 11), 0:4 (82., Nr. 11), 0:5 (86., Nr. 19).

Karten für den SCS: Gelb: Neuroth (19., Foul), Silva (39., Foul), Rebke (50., Foul), Lünswilken (77., Foul), Kayser (79., Foul), Jäkel (90., Meckern); Gelb-rot: Rebke (54., Foul), Jäkel (90., Meckern).

Karten für den VfL: Gelb: Nr. 8 (48., Foul) ; Rot: Nr. 5 (54., Tätlichkeit).

Zuschauer: 120

Besondere Vorkommnisse: Trainer Mattes Sandhop bekam vom Team kein „Ge­burtstagsgeschenk“.

 

Statistik: Dennis Koehnke, Bericht: Nils Schuhmacher

 

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