Dumme Niederlage an der Fichte

SC Sternschanze neuer Sponsor bei „Ein Herz für Absteiger“
SC EILBEK II – SC STERNSCHANZE II 2:1 (0:0)

Mit der Aktion „Ein Herz für Absteiger“ hilft das Fußballmagazin „11 Freunde“ zusammen mit den Machern von „Fubalytics“ und „spielverlagerung.de“ abstiegsbedrohten Amateurklubs, aus den Niede­rungen der Tabelle herauszukommen. Teilnehmer unter anderem: die Zweitvertretung des SC Eilbek, am Sonntag Gegner des SC Sternschanze II – einer Mannschaft ganz ohne solchen Beistand und manchmal sogar auch noch von allen guten Geistern verlassen. Und ohne die ehrenwerten Bemühungen der bisherigen Unterstützer schmälern zu wollen: Ausschlag gebend für den Sieg der Eilbeker waren wohl weniger Erkenntnisse professio­nellen Scoutings vom letzten Spieltag (Rechercheergebnis: „Sternschanze spielt noch mit Libero“) und offen­sichtlich auch nicht spieltaktische Schulungen, die den Gastgebern letztendlich drei Punkte einbrachten, son­dern es waren neben lei­den­schaftlichem Kampf bis zum Ende und einer gewissen Portion Glück nicht zuletzt die Gäste, die in un­nachahmlicher Weise Beihilfe leisteten.

Dass auf dem so steinharten wie grobkörnigen Platz an der Fichtestraße kein fußballerischer Leckerbissen zu erwarten sein würde, war bereits vor Anpfiff klar. Ein Blick auf die Tabellensituation genügte, um zu sehen, dass beide Teams zum Siegen verdammt waren, um sich von der Abstiegszone nachhaltig (Schanze) oder ein gutes Stück (Eilbek) zu entfernen. In aller Regel keine Voraussetzung für feingliedrigen Fußball. Und so ließ sich das Spiel dann auch an. Beide Mannschaften zeigten sich bemüht, wobei sich die Bemühungen maßgeblich auf die Pflege der Sekundärtugend ‚Kampf’ konzentrierten. Auf diese Weise egalisierte man sich in der Anfangs­phase gegenseitig zwischen den Strafräumen. Zweikämpfe, hohe, weite Bälle und vor allem Fehlpässe dominierten das Ge­schehen, während schön herausgespielte Torszenen Mangelware blieben. So weit, so erwartbar, leichte Überraschung stellte sich bei den für ihr körperliches Spiel bekannten Eilbekern vielleicht allenfalls ein, weil die Gäste dieselbe Gangart wählten, so dass man dem Spiel gemeinsam den Stempel „rustikal und stau­big“ aufdrücken konnte.

Nach einer gut viertelstündigen Phase wortwörtlichen Abtastens erarbeiteten sich beide Seiten dann mehr oder weniger gute Gelegenheiten, wobei Vorteile in homöopathischen Dosen auf Seiten der Gäste ausgemacht werden konnten. Während Nils Schuhmacher im Tor des SCS nur einmal einen sogar vom eigenen Spieler kommenden Ball über die Latte lenken musste und Eilbek zumindest diverse Ecken gefährlich in den 5er brachte, lag Gökhan Kilicarslan nach Freistoß von Michael Silva die Führung quasi auf dem Fuß, aber ein Knoten in den Beinen verhinderte aus Sicht der Eilbeker Schlimmeres. Ansonsten musste Klaus Pablo Torgau im Tor des SCE sich ein einziges Mal flink be­wegen, um einen Schuss wegzukratzen, aber von einer allzu beschäf­ti­gungsreichen ersten Halbzeit wird auch er seinen Mannschaftskameraden in der Pause nicht berichtet haben.

Gegenüber dem spannungsmäßig also im soliden Mittelmaß angesiedelten Geschehen sollte die zweite Halbzeit einen ganz anderen Verlauf nehmen. Und dafür gab es zunächst rein fußballerische Gründe. Eine (zu Unrecht gegebene) Ecke von Hendrik Mahns bekamen die Eilbeker nicht aus dem Fünfmeterraum und Michael Silva bedankte sich nach einigem Hin und Her mit einem Schuss aus kurzer Distanz zur Füh­rung für Sternschanze in der Frühphase der zweiten Halbzeit (57.). Die Eilbeker agierten in Folge nicht unbedingt geschockt, fanden allerdings auch kein pro­bates Mittel, dem Ausgleich nahezukommen. Sternschanze konnte in dieser Phase sogar leichte Feldvorteile herausarbeiten, während der SCE lange Bälle verschickte, die zumeist im Nichts lan­deten.

Es bedurfte eines doppelten Platzverweises nur fünf Minuten später, um dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Der eben noch triumphierende Silva ließ sich nach einer Notbremse von Wieschollek zu einem Rempler hinreißen, Schiedsrichter Simsek schickte beide mit Rot vom Platz (62.). Die Dezimierung der Spieler hatte sehr unterschiedliche Folgen – bei den Eilbekern verstärkte sich der Kampfgeist, auf Seiten der Gäste machte sich zunehmend Nervosität breit. Noch verheerender: sie setzten auch noch ihr berüchtigtes zweites Gesicht – bestehend aus Meckerei und Unkonzentriertheiten – auf und nahmen sich freundlicherweise aus dem Spiel. Erstes Resultat: Peter Ballon bekam in der 76. Minute gelb-rot für das Wegschlagen des Balles und schließlich kaum noch ein Bein auf den Boden. Der SCE hingegen bekam nun auch vor dem Tor der Gäste Platz und wurde schließlich mit dem Glück des Tüchtigen belohnt, als Gyasi in der 85. Minute eine umfassende Un­ordnung im Strafraum nutze, um den Ball aus kurzer Distanz zum Ausgleich reinzudrücken (siehe Führungstor). Sternschanze verlor nun völlig den Faden, während die Gastgeber ihre Chance auf drei Punkte witterten. Um so besser für sie, dass sich die Blau-Roten weiter selbst dezimierten. Eigene Entlastungen blieben hängen, während Eilbek die Freiräume nutzte und richtig gehende Angriffe vortrug.  Bezeichnend für den Druck der letzten Minuten schon die hohe Zahl an Eckbällen, die die Eilbeker heraus­ar­bei­teten, rekordverdächtige drei am Stück in der Nachspielzeit. Und in genau dieser Nachspielzeit hätte man sich möglicherweise ein bisschen von jener Genauigkeit gewünscht, die Simsek bei der Vergabe der Verwarnungen an den Tag gelegt hatte. Ein Foul an Rebke blieb jedoch ungeahndet, so dass Bengtsson wiederum aus kurzer Distanz in der 92. Minute das Siegtor für die Eilbeker erzielen konnte.

Aber Schiedsrichterschelte hat noch nie geholfen, wenn man die Verantwortung bei sich selber suchen muss. Richtig ist: die unter dem Namen „Sternschanze“ auftretenden Spieler sind über sich selbst gestolpert und gewonnen hat in diesem Spiel: das Team. Bereits am kommenden Dienstag steht die Zickelbein/Sandhop-Elf vor der Aufgabe, sich im Ab­stiegs­duell gegen den SV Barmbek deutlich anders zu verkaufen.

0:1 Silva (57.), 1:1 Gyasi (85.), 1:2 Bengtsson (90 + 3)

Karten für den SCS: Ballon (g, gr), Silva (r), Rebke (g), Mahns (g)

So spielte der SCS: Nils Schuhmacher – Micha Kurz – Shenja Parfenov – Lukas Lütje (Emmanuil Kyrlidis) – Nico Gleich – Jens Rebke (C) – Peter Ballon – Gökhan Kilicarslan – Michael Guimaraes Silva – Hendrik Mahns – Johannes Jäkel (Sergio Ramos).

Schiedsrichter Ayhan Simsek und Assistenzen Abdullah-Latif Kök und Florian Kurti hatten es nicht leicht, aber das Geschehen im Griff. Etwas erstaunlich allerdings, dass sie in der Halbzeitpause ihre Gangart von Laisser-faire auf Zero Tolerance änderten. Dem Siegtor der Eilbeker in der Nachspielzeit ging ein Stürmerfoul voraus, das vom Gespann nicht gesehen wurde auch die Ecke, aus der die Führung für Sternschanze resultierte, war diskussionswürdig (deshalb nur 3,5);

 

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>