Sternschanze wackelt kurz, fällt aber nicht um

Stabilität üben
SV BARMBEK II – SC STERNSCHANZE II 2:5 (0:1)

Von unserem Sonderkorrespondenten Christoph Kayzer, unter redaktioneller Bearbeitung von Nils Schuh­macher.

Freude und Trauer trugen bei diesem Nachholspiel des 20. Spieltag dieselben Farben. Während die Blau-Roten aus der Innenstadt mit ihrem Sieg vermutlich den Klassenerhalt sicher gemacht haben, stellte die Niederlage für die Blau-Roten aus Barmbek wohl einen großer Schritt Richtung Abstieg dar. Lachender Zuschauer: der SC Eilbek, der zwar gegen den SVB verloren, aber den SCS am vergangenen Sonntag geschlagen hatte.

Die frühe Anstoßzeit trug dazu bei, dass wohl beide Teams auf diverse Stammkräfte verzichten mussten. Beim SCS fehlten mit Dirk Lünswilken und Jens Rebke zwei etatmäßige Verteidiger, hinzu kam der Ausfall von Elvis Muratovic (verletzt), Gökhan Kilicarslan, Emmanuil Kyrlidis, Peter Ballon und des rotgesperrten Guimaraes Silva. Gewonnen werden konnte angesichts der angespannten Personalsituation Trainer Benjamin Zickelbein, der sich zu einem Auftritt in der Startelf hinreißen ließ und Timo Rosemann aus der 1. Herren. Beide trugen nicht nur einen guten Teil zur Stabilität von Sternschanzes Spiel bei, sondern halfen auch der meist untertourig laufenden SCS-Torfabrik auf die Beine. Kayzer notierte: „10. Minute: 0:1; nach Freistoß von Mink trifft Timo in Torjägermanier gegen die Laufrichtung des Torhüters in den linken Giebel. Von Barmbeks Klinkerbauten schallen die Jubelschreie zurück“ – der SCS hatte bis zu vier Fans mitgebracht. Die Gastgeber hatten bis dahin nicht allzu viel Offensivdruck entwickelt und beließen es auch nach diesem Rückstand bei ihrer um Sicherheit bemühten Spielweise. Sicher ein Grund, warum Kayzer in seinen Notizen Nils Schuhmacher eine „tadellose Leistung“ bescheinigte und eine „unglaubliche Sicherheit im Spiel ohne Ball“ ausmachte. Viel zu tun gab es für ihn tatsächlich nicht. Aber es gab auch ansonsten nicht viel zu sehen. „Das Spiel plätschert so vor sich hin“, allerdings übernahmen die Barmbeker im letzten Drittel der ersten Halbzeit zunehmend die Regie und setzen Sternschanze unter Druck. Das Mittel der Wahl erwiesen sich auf beiden Seiten Standards, „aus dem Spiel heraus“, beklagte Kayzer, „geht heute herzlich wenig“, was wohl vor allem an dem knüppelharten Platz an der Meister-Francke-Straße lag, mit dem die Gastgeber erwartbar etwas besser zurechtkamen.

Die einzige eigene Großchance nach einem Eckball konnte der SVB nicht zum Ausgleich nutzen. Im Gegenzug blieb auch Sterni ohne Fortune. Ein Schuss von Hendrik Mahns striff „denkbar knapp“ am rechten Pfosten vorbei (wäre aber ansonsten vom Barmbeker Torwart auch gehalten worden). In der 39. Minute fand sich Kayzer plötzlich in der falschen Sportart wieder: „Karate-Niko bringt den Ball zum wiederholten Mal mit Kung-Fu-Schusstechnik auf’s Tor. Der Ball wird auf der Linie geklärt. War da Hand im Spiel?“. Das Gespann sagte: Nein und ließ gegen den Protest der Gäste weiterlaufen. Kurz vor der Ende der ersten Halbzeit wären die Barmbeker dann doch noch fast mit dem 0:2 bestraft worden, aber eine gemeinsame Unstimmigkeit zwischen Torwart und zwei Abwehrspielern konnten die Gäste nicht nutzen.

Insgesamt ähnlich verhalten begann die zweite Halbzeit. Von einem Barmbeker Aufbäumen zunächst nicht viel zu sehen. Stattdessen suchte Sternschanze die Vorentscheidung und kam – anders als noch am Sonntag – in der 56. Minute zum zweiten Tor nach einem Standard – „was sonst?“ (Kayzer). „Mink tritt den Ball von links scharf vor’s Tor, der Torhüter kann lange nicht reagieren, da noch der eine oder andere Kopf ins Spiel kommen könnte. Nix da! Der Ball titscht einmal auf und landet im rechten Eck“. Barmbek spielte in Folge geradezu schicksalsergeben, entsprechend häuften sich Chancen für die Gäste. Nur vier Minuten später war es wiederum Benjamin Zickelbein, der zum Barmbeker Unglück beitrug. Einen Eckball konnte er nur deshalb nicht direkt verwandeln, weil ein Barmbeker Spieler den Ball vor dem Einschlagen wegkratzte – leider ein Feldspieler, leider mit der Hand, damit Elfmeter und glatt Rot für den Spieler des SVB. „Wie der Elfer zustande kam, ist Niko gleich. Er hämmert ihn unten links ins Eck“ (63.).

Nun nahm allerdings nicht ein Desaster seinen Lauf, sondern das Spiel bekam eine bemerkenswerte Wende, die deutlich machte, dass in dieser Barmbeker Mannschaft nun wirklich noch einiges an Leben und Moral steckt. Statt den Vorsprung auszubauen oder wenigstens in Überzahl zu verwalten, häuften sich auf Seiten der Gäste Fahrlässigkeiten und Abwehrfehler. Und auch für den SVB blieben Standards das Mittel. Ein „Eckball auf’s kurze 5er-Eck“ wurde geradezu artistisch per Hinterkopf über zwei Sternschanze-Verteidiger ins lange Eck geho­ben (68.), Uwe Seeler lässt grüßen.

Barmbek nun ganz in Gedanken beim vierten Spieltag, als man innerhalb von vier Minuten einen 0:3-Rückstand gegen Wandsetal egalisiert hatte, Sternschanze in Gedanken – ja, wo eigentlich? Barmbek stemmte sich gegen die Niederlag und kam zum 2:3, das man sich im Zustandekommen offenbar beim SC Eilbek abgeschaut hatte. Sternschanze bekam einen Ball nicht aus dem Strafraum, der SVB bedankte sich mit einem trockenen Flachschuss ins rechte Eck (75.). Die Gäste waren nun erkennbar um Kontrolle bemüht und versuchten, das Geschehen ins Mittelfeld zu verlagern, Barmbek versuchte, den Ball auf welche Weise auch immer nach vorne zu tragen.

So taten sich Lücken auf. Die erste nutzte Johannes Jäkel (82.), der sich nach lange Zeit wieder in der Tor­schützenliste eintragen konnte. Den Schlusspunkt setzte Jolle Skarka mit einem äußerst sehenswerten Volley­schuss aus 25 Metern, der kurz vor Schuss unhaltbar einschlug (88.).  Der SC kann sich in den ausbleibenden  fünf Spielen darum bemühen, den Abstand zum unteren Tabellendritte zu vergrößern und vor allem: „Stabilität üben“.

0:1 Rosemann (10.), 0:2 Zickelbein (56.), 0:3 Gleich (Handelfmeter) (63.), 1:3 (Unbekannt) (68.), 2:3 (Unbekannt) (75.), 2:4 Jäkel (82.), 2:5 Skarka (88.).

Karten: Jäkel (g, Foul), Unbekannt (r, Hand).

So spielte der SCS: Nils Schuhmacher – Micha Kurz – Shenja Parfenov – Lukas Lütje (90. Peter Kroll) – Timo Rosemann – Niko Gleich – Benjamin Zickelbein (65. Sergio Ramos) – Hendrik Mahns – Julius Skarka (C) – Adrian Lehmann (82. Christoph Kayzer) – Johannes Jäkel.

Geradezu perfekte Spielleitung einer insgesamt fairen Partie durch Mario Anic und Assistenten. Ein elfme­ter­würdiges Handspiel wurde nicht gesehen, dafür aber alles andere (1,5).

Zuschauer: 15

 

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