SC STERNSCHANZE II – WEISS BLAU 63 1:2 (0:1)
Fußball als nasser Pudel
Durch einen schmeichelhaften Elfmeter in der letzten Minute konnte Weiß-Blau 63 das Nachholspiel gegen Sternschanze II für sich entscheiden. Durch ihre, zum Teil sagenhafte, Torungefährlichkeit hatten beide Teams das Spiel allerdings lange offengehalten.
Sieht man von dem Dauerregen ab, der die Akteure durchweichte und in Sekunden um mehrere Kilo schwerer machte, sprach eigentlich alles für ein von Druck befreites Spiel. Auf Seiten des SC interpretierte man dies insbesondere in der ersten Halbzeit jedoch eigenwillig und ließ es an gemeinsamem Willen und Konzentration vermissen.
In der ersten Viertelstunde erarbeiteten sich die Gäste erkennbare Feldvorteile. Sternschanze attackierte zwar früh, stand dabei aber nicht sehr kompakt, so dass oftmals gähnende Leeren im Mittelfeld entstanden. Weiß-Blau, mit deutlich mehr spielerischer Struktur ausgestattet, agierte insgesamt zielsrebiger, bissiger und wacher. Sternschanze hingegen etwas saftlos und im Spiel nach vorne auf den Faktor Zufall abonniert. Erste Schrecksekunde aus Sicht der Gastgeber dann in der 12. Minute. Ein katastrophaler Fehlpass in der Mitte nutzten die Gäste für eine simple Kombination über den rechten Flügel, um eine löchrige Verteidigung und Torhüter Schuhmacher zu überspielen, doch der Gästestürmer schaffte es, den Ball aus geschätzten fünf Metern nicht ins leere Tor, sondern an dessen Pfosten zu setzen. Unfassbar und eine Art Ausrufezeichen hinter die äußerst magere Torausbeute der Groß-Borsteler in dieser Saison (nur auf den Plätzen 13-15 wurden weniger Tore erzielt). Auf der anderen Seite deutete Kevin Adler an, warum die Gäste am drittwenigsten Tore erhalten haben. Benjamin Zickelbeins schön geschlenzter Freistoß aus guter Position stellte ihn allerdings auch nicht vor ganz große Probleme (15.).
Quasi im Gegenzug hatte Sternschanze zum zweiten Mal äußerstes Glück. Ein langer Abschlag erwischte Lars Neuroth gegen jede Erwartung noch mit dem Kopf und gab ihm eine neue Richtung. Sehr zum Leidwesen des herausgeeilten Schuhmacher, der den Ball nicht aufnehmen konnte, sondern gemeinsam mit allen anderen Beteiligten zusehen musste, wie der Ball aufreizend langsam am Posten vorbeistrich (18.).
In der Folge egalisierten sich beide Teams im Mittelfeld. Besser sollte es erst wieder in der Schlussphase der ersten Halbzeit werden. Einen endlich mal gelungenen Angriff der Gastgeber sahen die wenigen Zuschauer in der 39. Minute. Letztendlich landete der Ball erneut bei Zickelbein, der von rechts in den Strafraum eindrang und aus spitzem Winkel zum Abschluss kam. Allerdings konnte er den Ball nicht mehr genau platzieren, so dass Adler abermals zur Stelle war. Und wieder war es der direkte Gegenzug, der für Gefahr vor dem Sternschanze-Tor sorgte. Erneut war es ein langer Ball, der Sterni vor unlösbare Aufgaben stellte. Ganze drei Mal versuchte man, das Spielgerät aus dem eigenen 16er zu bekommen, drei Mal scheiterte man dabei, beim letzten Mal nahmen sich die Gäste ganz unerwartet ein Herz, der Ball schlug aus sieben Metern flach im Eck zur völlig vermeidbaren Führung für die Groß Borsteler ein (40.)
In der zweiten Halbzeit investierten die Gastgeber etwas mehr und versuchten sich auf dem rutschigen Untergrund zunächst in – letztendlich harmlosen – Distanzschüssen. Auch jetzt blieben gute Kombinationen die Ausnahme, aber man sah dem SCS zumindest an, dass man den Wettbewerb um die goldene Ananas nicht ganz zahnlos beenden wollte. Insofern war es vielleicht das Glück des Tüchtigen, das den Ausgleich brachte. Sergio Ramos – in den letzten Spielen mit portugiesischer Saudade ausgestattet – zeigte sein bekanntes Goalgetter-Gesicht, bewies ein gutes Auge und hob den Ball mit einer exzellenten Bogenlampe über den etwas zu weit vor dem Tor stehenden Adler unter die Latte (65.). „Traumtor“ notierte man zu Recht auf der Bank.
Ein klassisches Unentschieden-Spiel nahm seinen weiteren Lauf. Auf der einen Seite scheiterte der eingewechselte Peter Ballon mit seiner Idee, einen ähnlichen Heber anzusetzen an Adler, ebenso blieb Muratovic erfolglos. Auf der anderen Seite gelang es Weiß Blau gar nicht erst, noch hochkarätige Chancen herauszuspielen. Ein Freistoß am 16er wurde weit über das Tor gesetzt, lange Bälle landeten jetzt vorzugsweise im Nirgendwo, Kombinationen wurden bis an die 5er Grenze ausgespielt, um dann im Dickicht der Abwehr zu verenden.
Dass dann letztlich doch noch ein Tor in dieser Partie fiel, war einer katastrophalen Fehlentscheidung in der 89. Minute zu verdanken. Ein Foul an der Strafraumgrenze verlegte die Assistentin in den 16er. Nachdem Schiedsrichter Köhler über mehrere Stationen Vorteil laufen gelassen hatte, beriet er sich mit der Linienrichterin und entschied zur Verblüffung aller auf Strafstoß. Und wo in der ersten Halbzeit das Glück regiert hatte, war es jetzt das Pech. Den ersten Schuss hielt Schuhmacher, gegen den Nachschuss war er dann machtlos.
So blieb Sternschanze erneut ohne Punkte und hat das Minimalziel, sich tabellarisch gegenüber der Vorsaison zu verbessern, definitiv verpasst.
So spielte der SCS: Schuhmacher – Gleich (gelb, gelb-rot) – P. Kroll – Neuwerth – Rebke – Skarka – Zickelbein (Ballon) – Kilicarslan – Muratovic – Ramos (Jäkel (gelb), Kayzer) – Silva.
Zuschauer: 10
Claus-Dieter Köhler leitete die – mehr von Gemecker als harter Gangart geprägte – Partie völlig souverän. In der letzten entscheidenden Situation hätte er allerdings nicht auf seine Assistentin hören sollen (3,0).