Für die linke Spur zu langsam (für die rechte Spur zu schnell)
SC STERNSCHANZE II – TSV DUWO 08 II 1:2 (1:1)
„Viel Spaß noch da unten“ – mit diesen Worten verabschiedete sich nach dem Abpfiff ein Akteur des TSV DUWO 08 (2.) von einem Akteur des SC Sternschanze (12.). Was wollte er zum Ausdruck bringen? a) die Tabellenlagen des Gegners bestimmen, b) dessen Fußballstil klassifizieren, c) Hochmut. Die dritte Möglichkeit scheidet natürlich aus. Die gebotene Leistung der Gäste aus den Walddörfern hatte auch keine Gründe dafür geliefert. Es kommen also nur die erstgenannten oder irgendwelche anderen Gründe in Betracht.
Dass über weite Strecken nicht alles reibungslos verlief bei der Überraschungsmannschaft der Staffel war nicht zuletzt den Gastgebern zu verdanken. Sternschanze – eingestellt an historischer Taktiktafel, aufgestellt mit einer als „unmodern“ geltenden Verteidigungslinie – begann in neuem Stil, das heißt äußerst forsch, und sorgte bei den Gästen vom Anpfiff weg für Verblüffung. So hatte man sich die Sache offenbar nicht vorgestellt. Bereits nach drei Minuten Offensivdrang der erste Aufreger, doch das Handspiel eines DUWO-Spielers im Strafraum interpretierte Schiedsrichter Karagün nicht als unnatürliche Handbewegung und ließ weiterlaufen. Allein in den folgenden fünf Minuten erarbeitete sich Sterni weitere Chancen gegen unsortierte Gäste und kam zu mehreren Standards, die – Hendrik Mahns und Benjamin Zickelbein als Flankengeber sei Dank – durchweg gefährlich ausfielen. Sehr langsam kam DUWO besser in die Partie, das Heft behielten aber zunächst erkennbar die Gastgeber in der Hand, die hinten sicher standen, vorne früh störten und dadurch zahlreiche Ballverluste provozierten.
Nach einer flotten halben Stunde verflachte die Partie dann etwas. DUWO haderte zusehends mit dem Schiedsrichter oder auch nur mit sich selbst, statt (erfolglos bleibendes) Kurzpassspiel bekamen die Zuschauer nun „Kick and Go“ (Adrian Lehmann) präsentiert – lange Bälle wurden aus der Hälfte der Gäste heraus nach vorne geschlagen, fanden dort allerdings keine Abnehmer. Chronisten verzeichneten in dieser Phase einen Fernschuss auf das Tor der Gastgeber, aber auch die – nach Chancen überfällige – Führung der Gastgeber. Ein schneller Angriff von der rechten Seite, eingeleitet von Silva, konnte von den Gästen nicht abgeblockt werden, Johannes Jäkels Flanke fand in der Mitte den überraschend frei postierten Benjamin Zickelbein, der aus kurzer Distanz einschob (38.). Weitere Chancen folgten und ein zielsicheres Team hätte zu diesem Zeitpunkt mindestens 2:0 geführt, Torwart Jaschinski und zu kleine Tore verhinderten dies allerdings.
Stattdessen fiel quasi mit dem Halbzeitpfiff der zu diesem Zeitpunkt etwas schmeichelhafte Ausgleich. Kapitän Wolgast hielt aus geschätzten 35 Metern drauf. Sein „Schuss“ – wenn man dieses sich in Zeitlupe bewegende Geschoss wirklich so nennen will – fand das Tor, tippte unter Schuhmacher kurz auf und wurde zur Verblüffung wohl aller Anwesender erst im Netz wiedergefunden (45.). Ein Treffer von geradezu obszöner Banalität und ein Geschenk für einen bis dahin fast hilflosen wirkenden Aufstiegsaspiranten.
Das Geschenk weckte allerdings Lebensgeister und gab den in jeder Phase der Partie willensstarken Gästen die Richung vor. Zumindest präsentierte sich DUWO in der zweiten Halbzeit deutlich zielstrebiger und bekam auch mehr Raum durch nun etwas weniger entschlossene Gastgeber, die zudem verletzungsbedingt umstellen musste (Lukas Lütje musste mit Verdacht auf Nasenbeinbruch in der 56. Vom Platz). Das Geschehen rückte nun eins ums andere Mal an das Gehäuse von Sternschanze heran, wo DUWO zu guten und besten Chancen kam. Wenig erwähnenswert dabei die schwachen Standards von der Strafraumgrenze. Deutlich gefährlicher hingegen Chancen aus dem Spiel heraus. Während Silva in der 72. Minute eine schön herausgespielte hochkarätige Chance nicht nutzen konnte – sein Schuss von halblinks ging am Torwart, aber auch haarscharf am Pfosten vorbei –, vergaben die Gäste einen ähnlichen Hochkaräter mit einem satten Pfostenschuss. Besser machten sie es in der 80. Minute. Eine lange Flanke auf den zweiten Pfosten fand den komplett alleine gelassenen Schmitz, der den Ball per Kopf und gegen die Laufrichtung sehenswert im langen Eck zum 1:2 unterbrachte.
Sternschanze unternahm in den letzten Minuten der nun hektischer werdenden Partie noch einige Versuche, zum Ausgleich zu kommen. DUWO verteidigte nun allerdings stabiler; ab der 85. Minute sogar in Unterzahl (gelb-rot wg. Meckerns). Sternschanze hingegen fehlte die Cleverness im Abschluss. Sinnbildlich die letzte Großchance, in der man sic im Strafraum der Gäste den Ball so lange gegenseitig zuschob, bis alles zugestellt war und Silvas Fallrückzieher zum Abschluss doch nur ein Fall für die Galerie blieb.
So konnten die Gäste am Ende hart erworbene drei Punkte einpacken. Aus Sicht des SCS gilt festzuhalten: Man präsentierte sich gegen einen besser Platzierten ein weiteres Mal spielerisch ebenbürtig, ließ aufgrund individueller Fehler die Punkte aber liegen und steht deshalb auch zurecht: „unten“. Spaßfaktor: niedrig.
Tore: 1:0 Zickelbein (10.), 1:1 Wolgast (45.), 1:2 Schmitz (80.).
So spielte der SCS: Nils Schuhmacher – Niko Gleich – Lukas Lütje (56. Georg Kayser) – Emmanuil Kyrlidis – Jens Rebke (C) – Benjamin Zickelbein (65. Elvis Muratovic) – Gökhan Kilicarslan – Hendrik Mahns – Sergio Ramos – Michael Guimaraes Silva – Johannes Jäkel.
Ruhige und souveräne Spielleitung durch Bayram Karagün und AssistentInnen Luis Albino Dos Santos und Katja Danilowski, die allerdings viel – u.a. offensives Gemecker gegen ihre Person – durchgehen ließen und in der nachgespielten Zeit deutlich unter dem blieben, was angesichts der Verletzungspausen angemessen gewesen wäre (2,0).
Zuschauer: 40