Bitterer Trost für den WSV
Walddörfer SV – SC Sternschanze II 2:3 (1:0)
Bei besten Bedingungen fand am 4. Spieltag im schönen Volksdorfer Allhorn-Stadion ein Spiel zweier derzeit etwas überraschter Mannschaften statt. Der WSV war mit einer unfassbaren Niederlage gegen Eilbeks Zweite in die neue Staffel gestartet, hatte sich dann aber mit Siegen gegen den SV Barmbek und den unter Erfolgsgesichtspunkten geheimnisumwitterten, aber als spielstark bekannten SC Persia immerhin ein wenig rehabilitiert. Bei Sternschanze hingegen hatten Anspruch und Wirklichkeit in manchen Spielen dieser noch jungen Saison in homöopathischen Dosen zueinander gefunden und starke Auftritte zumindest im Pokal waren durch den Sieg gegen DuWo zumindest ein wenig unterstrichen worden.
Beide Teams wollten an den jeweiligen zarten Aufwärtstrend anknüpfen. Auf dem Platz zeigte dies allerdings in der ersten Halbzeit nur das junge Team des Walddörfer SV. Man spielte flott, war prinzipiell schneller und wacher als der Gegner und zeigte schnörkellosen Fußball mit einem Zug zum Tor, der den Gästen zunächst nahezu vollständig abging. Die Hausherren verteilten lange Bälle auf die Flügel oder auch mal zentral über Sternis Vierkette hinweg und brachten die Gäste damit ein ums andere Mal in Verlegenheit. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Marcel Gottschalk aus zentraler Freistoßposition. Seinen aus 20 Metern über die Mauer gezirkelten Freistoß konnte Nils Schuhmacher – es war wohl doch eher ein „Torwartball“ – über die Latte lenken. Deutlich mehr Potenzial versprach ein Angriff nur wenige Minuten später als gleich drei WSV-Spieler durchgebrochen waren. Statt quer auf den einschussbreiten Mitspieler zu passen, entschied sich der Angreifer allerdings für die kleine Lösung: eine Art Rückgabe.
Währenddessen fand Sternschanze in der Vorwärtsbewegung nur in Grundzügen statt, die meist gar nicht bis vor Oliver Kilans Tor ausgespielt wurden. Eine gewisse Uninspiriertheit war zu sehen, ihren Teil zum Misserfolg trug die baumhohe Linie an Spielern bei, die der WSV im Defensivverbund gepflanzt hatte. So also nicht. Anders aber auch nicht. Auch die Standards blieben weitgehend harmlos.
Einer der wenigen – allerdings auch per Foul gestoppten – Angriffe der Gäste brachte dann die nicht unerwartete Führung für den Gastgeber. Silva wurde vor dem Strafraum des WSV gelegt, Schiedsrichter von Postel ließ weiterlaufen, die Gastgeber schalteten schnell um und während man auf Seiten von Sternschanze noch dabei war, eine Unterbrechung einzufordern, war der Ball per langem Pass längst tief in die eigene Hälfte gespielt. In einer solchen Situation, durch die Viererkette gebrochen – wieder mal zu dritt alleine Richtung Tor unterwegs – spielt man den Ball auch nur noch ins Aus, wenn man eine besonders glitzernde, aber leider komplett wertlose Fairnessmedaille erwerben will. Die Gastgeber entschieden sich für das Naheliegende und Lars Richter jagte den Ball aus kurzer Distanz rechts unten ins Tor (33.). So weit so schlecht ging es in die Kabine.
Sehr viel konzentrierter, sehr viel mehr gewillt, am bislang etwas einseitigen Spiel teilzunehmen und sehr viel agiler kam der SCS aus der Pause. Das Spiel änderte sich nun deutlich. Der WSV setzte seine offensive Spielweise fort und kam vorzugsweise über die Flügel, wo Sterni die schnellen Stürmer oft nur mit Mühe in den Griff bekam. Gleichzeitig begannen die Gäste, auch selber nach vorne Akzente zu setzen. Sternschanze pirschte sich langsam an den 16er des Gegners heran und zog auf gewohnte Weise Fouls und schuf auf diese Weise aussichtsreiche Standardsituationen. Aus einem dieser Standards, im Grunde die erste richtige Chance der Gäste, resultierte der Ausgleich. Jolle Skarkas sicher nicht ganz unscharf geschossenen Freistoß aus gut 25 Metern konnte Kilan nicht festhalten. Noch vor dem Nachfassen war Peter Ballon zur Stelle und staubte zum 1:1 ab (59.). Für Sternschanze erkennbar ein Brustlöser, nun mehr zu tun.
Die größeren Chancen hatten allerdings weiterhin die Hausherren. Aus kurzer Distanz wurde der Ball wunderbar verwertet und (im Ergebnis nicht ganz so wunderbar) an die Latte gesetzt. In anderen Situationen zeigte sich Sternis Abwehr nun wacher als in der ersten Halbzeit und verhinderte – meist erst im 16er – Flanken in den eigenen Strafraum. In der Vorwärtsbewegung konnte man dabei ab der 73. Minute sogar auf einen theoretischen Vorteil bauen. Nach Zusammenstoß blieben im Strafraum des WSV zwei Spieler verletzt liegen, auf SCS-Seite Peter Ballon, die beide ausgewechselt werden mussten. Da die Gastgeber allerdings ihr Wechselkontingent ausgeschöpft hatten, agierten sie in Folge in Unterzahl. Ob dies Ausschlag geben war? In jedem Fall erzielte Skarka knapp zehn Minuten später die Führung für den SCS, indem er sich zunächst durch diverse Abwehrspieler durchtankte und dann mit einem Schuss ins lange Eck abschloss (81.).
Dies war das Signal für zehn ereignisreiche Minuten. Den zahlenmäßigen Unterschied bemerkte wohl niemand. Der WSV machte weiter Druck und erarbeitete sich Standards um den Strafraum herum. Und einer dieser Freistöße saß dann auch. Ein über den zweiten Pfosten hinaus in den 5er geschlagener Ball erreichte Bastian Nendza, der nicht genug bedrängt, per Kopf zum 2:2 ausglich (85.).
Schön für die Zuschauer, das beide Mannschaften ihre Aktivitäten im Anschluss nicht einstellten. Genau genommen stellten zunächst die Gäste im Gegenzug den alten Abstand wieder her. Der WSV bekam den Ball nicht aus dem Strafraum und der eingewechselte Yannick Trost beförderte ihn – jokermäßig – ohne hinzuschauen per Rückzieher ins Tor (86.).
Ein paar, nicht mehr ganz so zielführende Angriffe überstanden die Gäste noch in den letzten Minuten. Dann war auf der einen Seite angesichts der Leistung und der ausgelassenen Chancen berechtigterweise Frust, auf der Seite der Gäste Überraschung angesagt. Aber vielleicht ist das alles ja auch gar keine Überraschung? Man wird sehen, wie sich Sterni in der kommenden Woche gegen einen nun zum Punkten verdammten SV Barmbek macht, der – noch so eine Überraschung – derzeit ganz unten steht.
Tore: 1:0 Richter (33.), 1:1 Ballon (59.), 1:2 Skarka, 2:2 (81.), Nendza, 2:3 (85.), Trost (86.)
So spielte der SCS: Schuhmacher – Lütje – Matthies (58. Gleich) – Menschner – Mahns – Rebke – Bischoff – Skarka – Ballon (73. Trost) – Guimaraes Silva (82. Kilicarslan) – Muratovic.
Zuschauer: 60
Schiri Hans Peter von Postel (und Team): zeichnete sich durch seine etwas kleinliche Art aus, die sich vor allem in der Ahndung von Reklamationen und Meckerei ausdrückte. Muss man nicht gut finden, seine – auch aus vorherigen Spielen bekannte – Linie hielt er aber konsequent durch und leitete die insgesamt auch faire Partie ansonsten ganz souverän