SC STERNSCHANZE II – HAMBURGER FC 5:1 (1:1)
Neues Schanzenleben

Es gab diesen einen kurzen Moment, in dem die blau-roten Akteure und die über alle Ligen der Welt informierten Beobachter die Tabellenspitze für Sternschanze II witterten. Und das muss man sich nun wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen (und dabei natürlich kurz ausblenden, dass vom ersten Spieltag die Rede ist). Denn Sternschanze II ist, so sagen es Beobachter der letzten Saison, bekanntermaßen eine „Holzertruppe“ (ungenannt bleibender Sportredakteur und Vereinsfunktionär) bzw. besteht aus „unheimlich sympathische[n], nette[n] Jungs, die einen guten Ball spielen“ (Homepage des SV Barmbek). Hier wird wahlweise „gemeckert“ oder „der Spieltrieb [...] ausgelebt“. Bei all dem ist eins aber mal klar: Sternis Zweite muss prinzipiell aufpassen, „nicht zu weit nach unten zu rutschen“. Ja, machen wir. Bevor es so weit kommt, ist man jedoch erstmal nach oben, in die Nähe des designierten Aufsteigers Weiß-Blau 63, gerutscht.
Da all so was (man blende kurz ein, dass es sich um den ersten Spieltag handelte) natürlich völlig wertlos ist, hier nur einige Anmerkungen zu einem Spiel, in dem der Staffel-Wechsler Hamburger FC bei der genannten Truppe zum Saisonauftakt böse unter die Räder kam.
Geradezu mantraartig war im Vorfeld Dominanz als Parole ausgegeben worden und geradezu willfährig befolgte Kutuns Team die Anweisungen des Trainer-Betreuer-Konglomerats Zickelbein, Sandhop, Horn & Schubert. Gegen zunächst kompakt auftretende Gäste versuchte man es unter Auslassung der Abtastphase selbst aus einer ebenfalls kompakten Abwehr mit schnellen Vorstößen und recht sicherem Kurzpass-Spiel, dem zunächst aber noch die Varianten und Ideen etwas fehlten. So erspielte sich Sternschanze Feldvorteile, Großchancen allerdings nicht. Die Gäste im Übrigen auch nicht. Was man allerdings bereits sah: immer wenn es schnell und immer wenn es über die Flügel ging, bekam der HFC gewisse Probleme. Und so war es dann auch in der 30. Minute. Über genau zwei Stationen (Ball von Schuhmacher auf Mahns, Ball von Mahns auf Ballon, Pass von Ballon) landete der Ball im 16er der Gäste, wo Johannes Jäkel dem herausstürmenden Keeper die entscheidende Fußlänge voraus hatte und den Ball per Heber zur Führung einlochte. Der HFC zeigte sich keinesfalls geschockt, sondern beteiligte sich weiter an dem zu diesem Zeitpunkt recht munteren, aber eben torszenenarmen Spiel – und hatte etwas Glück, dass Schiedsrichter Thorsten Kunkel in Rebkes Abwehr ein unzulässig hohes Bein erkannte und mit indirektem Freistoß ahndete. HFC’s 19er passte den Ball aus rund 20 Metern von halbrechts auf den Fünfer, Sternschanzes Verteidigung agierte etwas ungeschickt, der HFC glich per Kopf nur vier Minuten nach der Führung der Hausherren aus (34.) und ließ das Spiel offen.
Gut und gerne hätte man zu diesem Zeitpunkt sogar bereits in Führung liegen können, aber ein schön geschlagener Freistoß aus ähnlicher Position war kurz zuvor von Schuhmacher aus dem Winkel gefischt worden.
Das zweite Wort der Stunde heißt im Übrigen „Geduld“. Geduld wurde in der Kabine gepredigt, geduldig und – Überraschung – auch konzentriert ging es in die zweite Halbzeit, in der recht bald deutlich wurde, dass dem Gast die Kräfte schwanden, während Sternschanze sich zunehmend in Stimmung spielte. Nur sieben Minuten nach Wiederanpfiff wurden die nun forcierten Bemühungen dann auch belohnt. Neuzugang Enrico Castrovinci Grillo schlug von halblinks einen Freistoß auf den zweiten Pfosten, Jens Rebke passte von der Torauslinie zurück in den Fünfer, Ebu Kutun besorgte aus zwei Metern den Rest (52.). Und die Vorentscheidung folgte nur fünf Minuten darauf. Nach Foul im 16er war es wiederum Jäkel, der den fälligen Elfmeter trocken und flach links zum 3:1 verwandelte (57.).
Die Gäste waren nun sichtlich konsterniert und verloren zu allem Überfluss in der 65. Minute noch einen Spieler durch eine etwas überzogene Gelb-Rot-Entscheidung, des – sagen wir mal mitunter etwas eigensinnig agierenden – Schiedsrichters. In Unterzahl war für das keinesfalls schwache Team vom Tiefenstaaken endgültig nichts mehr zu holen. Eine Großchance bot sich den Gästen noch. Der Ball landete aber entgegen aller Gesetze nicht im Tor der Gastgeber, sondern im hintersten Winkel des Sternschanzenparks.
Ansonsten boten sich vor allem den Gastgebern nun mehr und mehr Räume, die sie fleißig nutzten. In der 73. Minute war es Hendrik Mahns, der nach Einwurf des ins Spiel gekommenen Nico Matthies den Ball “mit einem schönen Drehschuss” (Mitspieler Kroll) zum 4:1 ins kurze Eck einschob. In der 79. Minute war es Matthies selbst, der mit einem herrlichen Distanzschuss aus ca. 40 Metern über den Torwart hinweg den Endstand markierte.
Aus Sicht der Gastgeber ist der Saisoneinstand anders als in den vergangenen Jahren also einmal gut verlaufen. Wenn Sterni II so weiter spielt, wird die Mannschaft nicht allzu weit nach unten rutschen.
So spielte der SCS: Schuhmacher – Rebke – Neuroth – Kayser (Lütje, 74.) – Kyrlidis – Jäkel (Matthies, 60.) – Castrovinci Grillo – Kutun (C) – Mahns – Skarka (M. Kroll, 60.)– Ballon. Ergänzung: Lünswilken – Kilicarslan – Parfenov.
Karten für den HFC: Gelb 19. (51., Foulspiel), Gelb 10. (65., Handspiel), Gelb-Rot 19. (65., Foulspiel), Gelb 20. (79., Meckern).
Zuschauer: 120
Statistik: Dennis Koehnke, Bericht: Nils Schuhmacher